Die Schweizer Volksabstimmung über die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens ist nicht nur für die Schweiz ein großer Schritt gewesen. Sie ist ebenfalls richtungsweisend für die weltweite Auseinandersetzung über die Zukunft der Arbeit geworden.
Das «Buch zur Abstimmung» von Daniel Häni und Philip Kovce, «Was fehlt, wenn alles da ist? Warum das bedingungsloses Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt», erschienen bei Orell Füssli, liegt nun unter dem Titel «Liberté toujours» auch auf Französisch vor und kann rund um den Globus als Paperback und E-Book bestellt werden.
Der Präsident von SwissICT, Thomas Flatt, für das bedingungslose Grundeinkommen (Abstimmung am 5. Juni an):
Nun sind wir Informatiker definitiv in der realen Welt angekommen. Wir sind Teil des Establishments. Nicht nur werden unsere Vertreter plötzlich in die nationalen Räte gewählt, sondern auch am WEF waren wir – oder, genauer, das, was wir erfunden haben und noch erfinden werden – das zentrale Thema. Wie immer verkaufen sich schlechte Neuigkeiten besser als gute. Deshalb war die Schlagzeile auch, dass in den industrialisierten Ländern in den nächsten Jahren fünf Millionen Arbeitsplätze verloren gehen werden. Diese Studie ist konservativ. Es gibt andere, die davon ausgehen, dass in den nächsten zehn bis 20 Jahren 50% der Arbeitsplätze verschwinden werden.
Sie schafft aber auch Arbeitsplätze, die IT, sehr viele Arbeitsplätze sogar, erwidern unsere Optimisten voller Stolz. Sicher wird sie das und es wird bestimmt ganz leicht, all die Taxifahrer, Industriearbeiter und Callcenter-Mitarbeiter zu Roboterspezialisten und Software-Entwicklern umzuschulen. Das ist ja auch viel leichter als die Jobsuche für einen 50jährigen Informatiker. Aber lassen wir uns nicht vom Zweckpessimismus eines Dauergestrigen verängstigen. Wir haben die Erfindung der Elektrizität, der Dampfmaschine, der Eisenbahn, des Autos und noch vieles mehr überlebt – Industrien und Arbeitsplätze kamen und gingen, und wurden durch neue ersetzt. Das wird auch hier passieren – oder vielleicht auch nicht. In jedem Fall werden diejenigen die Gewinner sein, die heute schon antizipieren, was in fünf oder zehn Jahren sein wird und die ihre Produkte und Services auf diese Welt, die künftige Welt, ausrichten. [+]
Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) für alle, worüber die Schweizerinnen und Schweizer am 5. Juni 2016 abstimmen, ist die logische Antwort auf einen Wandel, welcher die Wirtschaft, und somit der soziale Schutz, von der Beschäftigung entkoppelt, plädiert Ralph Kundig, Präsident von BIEN-Schweiz, die Vereinigung, welche für die Einführung eines BGE in der Schweiz kämpft
Big Data, lernende Maschine, Digitalisierung, Open Source, alles Entwicklungen, welche die auch sehr qualifizierte Arbeit gefährden. Die Arbeitslosigkeit nimmt zu, die soziale Rechnung explodiert, während immer weniger Arbeitnehmer dafür zahlen und sich der Wirtschaftswachstum verlangsamt. Die gegenwärtige Entwicklung bedeutet das Aus einer Wirtschaft und eines sozialen Schutzes, die auf Beschäftigung gründen.
Heute schon ist der Lohn nicht mehr mit dem wirklichen Nutzen der Arbeit korreliert. Nur 40% der Bevölkerung bezieht ein Erwerbseinkommen. Alle anderen sind auch an der Produktion unseres Wohlstands beteiligt, aber sie werden nicht bezahlt; sie kümmern sich um ihre Angehörigen, bilden sich aus, arbeiten ehrenamtlich, entwickeln Kultur oder Kunst. Im 21. Jahrhundert kann man bezahlte Arbeit nicht mehr als einzige Einnahmequelle betrachten, auch nicht als soziale Integration oder menschlichen Wert.
Die 21. Ausgabe der interdisziplinaren Zeitschrift für Sozialwissenschaften « A Contrario » ist erschienen; sie ist ganz dem Grundeinkommen gewidmet:
« Un revenu de base – une responsabilité citoyenne »
(Ein Grundeinkommen – eine bürgerschaftliche Verantwortung)
A contrario N°21, Serge Margel (Dir.), 172 Seiten.
Online-Konsultation auf Cairn.info und Verkauf auf e-readers.ch.
“Vor der Volksinitiative für “ein bedingungsloses Grundeinkommen”, wenige Monaten vor der Abstimmung stellt der Zustand der wirtschaftlichen und politischen Lage vor einer echten Herausforderung. Diese neue Situation, die den Bürgern die Möglichkeit gibt für eine neue Autonomie zu entscheiden oder sich zu entscheiden, entzieht sich jeder Tätigkeit, jedem Engagement, jeder Verantwortung, aber auch jedem Denken. Was geht vor sich, was wird geschehen? Wie kann man dieses in unseren Gesellschaften, unseren Kulturen, unseren Traditionen, unseren Gewohnheiten beispiellose Ereignis fassen? Wie kann man sich einer Situation stellen, die wahrscheinlich in der Geschichte noch nie passiert ist? Man muss gewiss die Frage der Arbeit, ihres Status‘, ihrer Funktion und ihrer sozialen Integrationskraft, der Stärke ihrer wirtschaftlichen Produktion neu stellen, aber es geht vor allem darum, ihren Wert unabhängig von dem zugewiesenen Rahmen der Berufe zu überdenken. Man muss die Arbeit neu erfinden und die Autonomie überdenken.” Serge Margel [+]
„Was fehlt, wenn alles da ist?“ So heisst ein soeben erschienenes Buch über das BGE; es wurde von Daniel Häni und Philip Kovce verfasst.
Warum das bedingungslose Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt.
Das bedingungslose Grundeinkommen stellt die Frage nach der Selbstbestimmung des Menschen radikal: Was würdest du arbeiten, wenn für dein Grundeinkommen gesorgt wäre? Was traust du dir zu und was den anderen? [+]